Flämmchen

Flämmchen

Keine Marionette, das ist klar, aber wie kann man es sonst beschreiben? Eine Handpuppe?

Der Effekt ist auf alle Fälle herrlich. Kleine Kinder reagieren darauf, wie auf ein echtes Tier. Erwachsene können sich der Faszination aber auch nicht entziehen. Ein kleiner Drache, der auf dem Handschuh sitzt und sich bewegt. Ähnliche Figuren sieht man hin und wieder, wenn man das Internet durchstöbert, ich wollte immer mal eine bauen und jetzt hatte ich die richtige Stimmung, und eine Idee, wie es aussehen soll.

 

Arbeitshandschuhe aus dem Baumarkt, ein altes T-Shirt, Moosgummi und Acrylfarben, Messer, Schneidematte und Pinsel bereitgelegt und los geht der Spaß:

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Zuerst ein Loch in den Handschuh geschnitten, und zwar da, wo der Knöchel des Zeigefingers ist. Gerade so groß, dass man einen Finger durchstecken kann. Dort soll der Hals des Drachen sitzen, der dann vom Zeigefinger bewegt wird. Da dessen Platz im Handschuh leer bleibt habe ich einen Ersatzfinger aus Schaumstoff zurechtgeschnitten.

Da man nie weiß, was so einem Drachenkind einfällt benötigt der Pfleger ausreichend Schutz. Ein einfacher Arbeitshandschuh genügt den rauhen Anforderungen nicht. Was, wenn der Kleine niesen muss und plötzlich steht alles in Flammen? Da braucht es schon einen soliden eisernen Handschuh.

Die Handschuhe von Ritterrüstungen bestehen oft aus einzelnen Schuppen, die auf die Finger und Knöchel gelegt sind, der Handrücken und das Handgelenk werden dann von Platten geschützt. Viele der Bilder, die ich mir angesehen habe, zeigen fünf Schuppen pro Finger. Ich habe die Form, die mir vorschwebte, auf ein Stück Papier gezeichnet und daraus eine Vorlage geschnitten. Faltet man das Papier muß man nur eine Hälfte zeichnen und bekommt eine symmetrische Vorlage.

flaemmchen004flaemmchen005flaemmchen006Fleißarbeit: pro Finger sechs Schuppen aufs Moosgummi übertragen, ausschneiden und überlappend auf die Finger des Arbeitshandschuhs geklebt.

Beim Daumen war ich mir dann nicht sicher und auf dem Handrücken sollte dann ja der Drache sitzen.

Also habe ich aus dem Trikotstoff des alten T-Shirts einen Schlauch genäht, der als sechster Finger am Handschuh den Hals des Drachen bildet. Aus Fußbodenmatten habe ich den Körper zurechtgeschnitten und mir dann Gedanken zu den Flügeln gemacht. Grundsätzlich sollte der Körper einer Fledermaus oder einem Flugsaurier gleichen. Die Drachen mit vier Füßen und Flügeln fand ich schon immer komisch. Bei aller Fantasie, von Insekten und ähnlichem Krabbelgetier abgesehen kenne ich nur Tiere mit vier Gliedmaßen. Entweder vier Beine oder zwei Beine und zwei Flügel.

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Für das Gerippe der Flügel habe ich dann 0,8 mm Schweißdraht zurechtgebogen und mit Moosgummistreifen umklebt. Die Gelenke habe ich dabei etwas flexibel gelassen damit sich alles ein wenig auf dem Handschuh bewegen kann. Die fertigen Rippen habe ich dann mit dem T-Shirtstoff überzogen und alles am Körper festgeklebt. Die zwei Beine sind ebenfalls aus Schaumstoff entstanden, dem ich mit ein paar Stücken Schweißdraht ein wenig mehr Stabilität gegeben habe.

Mit der folgenden Anprobe war ich zufrieden. Die Dimensionen und Proportionen waren, wie ich es mir vorgestellt habe.

Die Form des Kopfes habe ich in Blender modelliert. Dabei achte ich nicht auf die Auflösung sonder lege im zweiten Schritt ein Gitter darüber. Dabei erstelle ich Streifen, die ich dann abwickeln kann. Auf EVA-Schaum übertragen fügen sich die Streifen in der Realität wieder zu einem dreidimensionalen Körper, der mit etwas Wärme in die entgültige Form gebracht werden kann. Die Details, wie Augen, Ohren und Hörner entstehen dann frei.

Der Daumen des Handschuhs hat dann nur drei Schuppen bekommen, auf die Knöchel habe ich noch rautenförmige Elemente geklebt, die das Ganze etwas plastischer machen. Auf eine Platte über dem Handrücken habe ich verzichtet, da dort der Körper und die Flügel des Drachen alles verdecken würden. Das Handgelenk wird von einem fächerförmigen Schutz bedeckt.

Den Rücken des Drachen zieren unzählige Schuppen, die sich bis in die Schwanzspitze ziehen.

Dann kam der beste Teil, das Bemalen. Wenn alles nach und nach durch die Farben zum Leben erwacht und man mit kleinen Highlights und Details, wie Kratzern oder Rost, eine Geschichte erzählen kann. Mir macht das den größten Spaß.

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Der Handschuh wurde schwarz grundiert und erhielt ein silbernes Drybrushing, was ihm die Anmutung von geschmiedetem Eisen gibt. Ein wash mit stark verdünnten Rot- und Brauntönen lässt das ganze altern und hinterlässt an Stellen, die nur schwer gepflegt werden können Dreck- und Rostspuren.

Den Drachen selbst habe ich in Rot gehalten, stellenweise mit Brauntönen und etwas Gelb gemischt. Die Schuppen auf dem Rücken bekamen einen leichten Glitzereffekt durch etwas Goldmetallic.

Getauft wurde auf den Namen Flämmchen, obwohl es ein braver Drache ist und bis heute noch keine Verbrennungen oder andere Unfälle vorgefallen sind.

 

Noch ein kurzes Video, das die Bewegungen des Kleinen zeigt:

 

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