Angefangen hat alles mit Marionetten. Die Welt des Puppenspiels hat mich schon sehr früh gefesselt. Die bunte Welt der Augsburger Puppenkiste und die tollen Geschichten, die die Marionetten dort erzählen, übten eine ungemeine Faszination auf mich aus. Ich habe mich allerdings sehr schnell für die technische Seite interessiert, also den Puppenbau und die Kunst die Marionette lebendig werden zu lassen. Meine ersten Versuche unternahm ich mit etwas Bindfaden, ein paar Hölzchen und meinen Stofftieren. Mangels leichtgängiger Gelenke und einer brauchbaren Gewichtsverteilung hat das aber nicht sehr gut funktioniert.
Erst Jahre später habe ich meine erste richtige Marionette gebaut. Einen Clown. Nachdem ich auf Albrecht Roser und seinen Gustav gestoßen bin war das für mich die logische Wahl. Damals war ich 14 oder 15 und hatte keine Ahnung von Fertigungstechniken und recht wenig Erfahrung im Umgang mit Werkzeug.
In den folgenden Jahren habe ich dann unzählige Marionetten gebaut. Zuerst nur für mich, dann kam eine kleine Ausstellung, an der ich teilnahm, und ich musste feststellen, dass auch andere reges Interesse an meinen Figuren hatten. Mit der Zeit wurde zwar mein Geschick im Umgang mit Werkzeug besser, mit der Funktion der Marionetten war ich allerdings nie zufrieden. Die Bewegungen waren nie so flüssig und elegant, wie ich es bei den Figuren von Albrecht Roser gesehen hatte. Die Bewegungen waren eckig und die Figuren hüpften und wackelten mehr. Alles war mehr Augsburger Puppenkiste als Albrecht Roser.
Nicht falsch Verstehen. Ich bin nach wie vor ein großer Fan der Augsburger Puppenkiste. Nur wenige können so tolle Geschichten mit Marionetten erzählen und der Erfolg bestätigt das. Allerdings stehen dabei eindeutig die Geschichten und die Erzählung im Vordergrund, nicht das Marionettenspiel. Im Gegensatz dazu kommt das Marionettenspiel eines Albrecht Roser vollständig ohne Text und aufwändiges Bühnenbild zustande. Obwohl man den Puppenspieler klar auf der Bühne sieht löst sich die Figur von ihm und verdrängt den Spieler aus dem Bewustsein des Betrachters.
Dann kam das Abitur, Studium und viele andere Interessen und die Marionetten verschwanden im Keller.
Immer wieder flackerte kurz das Interesse wieder auf, ohne ein vernünftiges Konzept für die Mechanik machte sich aber immer schnell Frust breit. Nur Figuren, die statisch im Regal positioniert werden oder gar schlapp von der Decke hängen, wollte ich nicht mehr herstellen.
Ich beschäftigte mich mit Albrecht Roser und musste feststellen, dass ich in ihm immer mehr ein Vorbild sah. Nicht nur, dass er auch Schwabe war, er sagte mal in einem Interview, dass er eigentlich nie auf einer Bühne stehen wollte sondern viel mehr an der technischen Seite, der Gestaltung von ausdrucksstarken Figuren, interessiert war.
Und wer sich intensiv mit Albrecht Roser beschäftigt stößt unweigerlich auf Fritz Herbert Bross, dessen Schüler Albrecht Roser war. Die Bauweise der Bross-Marionetten ist faszinierend. Das Zusammenspiel unterschiedlicher präziser und leichtgängiger Gelenke mit einem leichten Körper und einer ausgewogenen Gewichtsverteilung erlaubt unglaublich natürliche, anmutige Bewegungen und gibt dem Spieler eine hervorragende Kontrolle.
In den Jahren habe ich viele Prototypen gebaut und einige Anläufe unternommen, wieder Marionetten zu bauen. Aus Zeitmangel oder auch weil ich keine Werkstatt mehr zur Verfügung hatte konnte ich kein Projekt vollenden.
In den vergangenen Jahren kamen dann die 3D-Drucker und ich hatte beruflich Zugriff auf einen. Irgendwann kam mir dann die Idee, dass diese Technologie eigentlich alle Möglichkeiten bietet um einen hervorragenden Marionettenkörper herzustellen. Die Bauteile sind extrem stabil und dennoch sehr leicht und man kann die kompliziertesten Gelenke wunderbar integrieren. Meine ersten Versuche sind vielversprechend und ich habe die Hoffnung, nach vielen Jahren wieder eine Marionette herstellen zu können, die dieses Mal auch meinen Anspruch an die Spielbarkeit erfüllt.